Michele Imobersteg |

12. September 2022

Was heisst die Inflation für die KMU?

Betriebe, welche Handel treiben, bekommen die Preise von den Produzenten diktiert. Die Bruttomarge bleibt unverändert sofern ihre Abnehmer bereit sind, in gleichbleibender Menge zu höheren Preisen zu kaufen.

Je nach politischer Ausrichtung bekommt eine Währung mehr oder weniger Wert. Und weil jeder Betrieb und jedes Land abhängig ist von einem anderen Betrieb oder einem anderen Land, kann ein solcher Betrieb oder ein solches Land mit den gleichen Produkten oder Dienstleistungen mal weniger mal mehr beim anderen Betrieb oder Land einkaufen oder verkaufen. Seit zweitausend Jahren manipulieren die Regierungen das Tauschmittel Geld. Ganz früher enthielt eine Münze soviel Gold oder Silber wie auf dieser geprägt war. Später hat man die Münzen mit billigerem Metall versehen und der auf der Münze geprägte Wert war nur noch die Annahme, dass man mit dem angezeigten Wert gleich viel Waren und Dienstleistungen einkaufen konnte wie vorher mit einer Edelmetallmünze. Der König oder der Fürst garantierten fortan den virtuellen Wert.

Warum ist die Inflation für die KMU rechtlich relevant? Weil jede bedeutsame wirtschaftliche Verschiebung potenziell streitige Bruchstellen in allen Geschäftsverbindungen offenlegt.

 

Wie entsteht Deflation?

Angenommen Sie wollen für den Wiederverkauf 2000 Winterreifen à je CHF 350 einkaufen. Eine Woche später merken Sie, dass diese nur noch CHF 310 kosten. Sie warten ab. Wieder eine Woche später kosten die gleichen Reifen CHF 285. Was tun Sie? Mit hoher Wahrscheinlichkeit warten Sie eine weitere Woche ab: Ihre Marge verbessert sich zusehends. Wenn alle gleich handeln, dann kauft niemand mehr bei fallenden Preisen. Die Investitionen werden hinausgeschoben. Was für den Einzelnen von Vorteil ist, kann für eine Volkswirtschaft verheerend sein, denn bei fallenden Preisen verdient niemand mehr. Bricht der Absatz von Waren und Dienstleistungen ein, machen die Unternehmen weniger Umsatz und verdienen weniger Geld. Die gekürzten Einkommen und die zunehmende Arbeitslosigkeit wirken sich abermals negativ auf den Konsum aus. Wer nur sehr wenig oder gar keinen Gewinn erzielt, ist gezwungen, beim Einkauf, bei den allgemeinen Kosten und beim Personal zu sparen.

 

Wie entsteht die Inflation?

Während bei einer Deflation die Preise sinken, steigen diese bei einer Inflation. Dies heisst nicht, dass es Verbrauchern und Unternehmen während einer Inflation immer besser geht und der Wohlstand steigt. Wenn Inflation herrscht, dann verliert Geld laufend an Kaufkraft. Bei 2 % Inflation ist sie noch akzeptabel. In Europa haben wir nun aber Inflationsraten um die zehn und mehr Prozent. Wer immer weniger Güter und Dienstleistungen für gleiches Geld bekommt, der verliert ausserdem das Vertrauen in seine Währung. In der Schweiz ist dies keineswegs der Fall. Weil sie aber den grössten Teil ihrer Produktion ins Ausland exportiert, muss sie, je nach Vertragsverhältnis, immer mehr wertlos werdende Währungen entgegennehmen. Dies betrifft vor allem KMU, welche kaum mit hundertseitigen Verträgen ihre Lieferbedingungen abgesichert haben.

Eine Inflation entwickelt sich immer in verschiedenen Stufen. Es beginnt zumeist mit der rein nachfragegetriebenen Inflation wie heutzutage bei den Energie- und Rohstoffpreisen. Ist diese nicht zu stoppen, setzen Zweitrundeneffekte ein, welche die Inflation weiter einheizen. Das bekannteste Phänomen ist die Lohn-Preis-Spirale.

 

Was heisst der Kaufkraftverlust für den Arbeitnehmer?

Alles, was auf der Welt ausgedacht, entwickelt, produziert und verkauft wird, ist für den  Haushalt bestimmt. Daher wird die Inflation aufgrund des «Warenkorbs» bestimmt. In der Schweiz leben wir mit etwa 3 % Inflation. In Deutschland, unserem wichtigsten Geschäftspartner, geht es auf 10 Prozent zu. Wir lassen bei der folgenden Berechnung argentinische Zustände in denen Läden geplündert werden und die Geldnoten zum Heizen gebraucht werden mal weg. Wir konzentrieren uns auf Deutschland: Nach einem Jahr beträgt dort die Kaufkraft von 1000 Euro bei 10 % nur noch 909.09 Euro. Nach fünf Jahren beträgt die Kaufkraft nur noch Euro 620.92 und nach zehn Jahren nur noch Euro 385.54, also ein Verlust von über 60 %! Die Gewerkschaften gehen auf die Strasse. Indem sie den Lohnausgleich verlangen, heizen sie die Inflation weiter an.

 

Welche Branchen sind vor Inflation geschützt?

Die Folge einer Inflation ist eine Flucht in Sachwerte. Den schädlichen Folgen einer Inflation entgeht nur, wer rechtzeitig investiert und langlebige Sachgüter oder Unternehmens-beteiligungen kauft. Eigentümer von Immobilien, von Handwerksbetrieben oder Produktionsmitteln müssen bei einer allgemeinen Preissteigerung nicht um den Wertverlust ihres Vermögens fürchten. Wer für oder in Unternehmen arbeitet, welche Sachwerte herstellen, ist gegen den Preisverfall gewappnet. Denn sie sind in der Lage, mit ihren Händen über Generationen hinweg greifbare und stabile

Weitere Beiträge